Andere Seiten: Die besten Artikel 2014

Montag, 16. Februar 2015 um 21:07 Uhr; Kategorie Linking

2014 ist mittlerweile seit ein paar Tagen vorbei. Genaugenommen seit eineinhalb Monaten. Und dieser Artikel sollte eigentlich auch schon vor einem Monat erscheinen. Aber Ihr1 wisst ja wie das ist. Neuer Job, neue Wohnung, Dienstreise, etc. pp.

Deshalb, ohne lange Umschweife: Die subjektiv besten Texte des Jahres 2014. (Archiv2: 2013 | 2012)

Politik

Die letzten Meter der Reise (Nils Minkmar bei faz.net, 29.11.): Der Umgang mit Flüchtlingen war eines der Themen des Jahres 2014. Noch-FAZ-Mann Nils Minkmar weist in seinem Text unter anderem darauf hin, dass die gesetzlichen Regelungen, so wie sie momentan sind, gerade dazu auffordern, auf gefährlichen Wegen nach Deutschland zu kommen. Und er hat einen Lösungsvorschlag: „Warum ist es nicht möglich, in einem Lager wie Zaatari eine Außenstelle europäischer Einwanderungsagenturen zu unterhalten, die prüft, wer und wie viele wohin genau könnten – und sie darauf auch noch mit einem Sprachkurs vorbereitet?“ Und: „Es würde der Kanzlerin und uns allen besser stehen, sich der Frage mit mindestens jenem Optimismus zuzuwenden, der die Migranten beflügelt.“ Ein toller, ein wichtiger Text!

Inside the 11-Story Building That’s Calling Itself the People’s Republic of Donetsk (Julia Ioffe bei The New Republic, 21.5.): Eine gute Reportage kann einen auch bei einem schwierigen Thema zum Lachen bringen. Julia Ioffes Text über die Bürokratie in der „Volksrepublik Donetsk“ schafft genau das. Ioffe schildert, wie es dort aussieht – kurze Zeit, nachdem die Separatisten ihre Unabhängigkeit von Kiew erklärt haben: „[…] we’d gotten to see the sights of the Donetsk People’s Republic, which says it wants to join Russia. By the time we got outside, though, I realized it doesn’t need to. It’s already Russia, through and through.“

Wirtschaft

Herr Hibbe macht zu (Henning Sußebach bei Zeit Online, 10.7.): Eine Geschichte, wie sie in fast jeder deutschen Kleinstadt spielen könnte: Das Kaufhaus macht zu. Das ist nicht nur ein Schlag für die Mitarbeiter, sondern für die ganze Stadt: „Im Kaufhaus Hibbe hatten Kinder ihr erstes Rolltreppenerlebnis, es gibt bis heute keine zweite Rolltreppe im Ort. Im Kaufhaus stritten Teenager und Eltern über die Frage ‚Cord oder Jeans?‘, bis irgendeine Verkäuferin mit der Autorität einer Verbraucherzentrale ihr Urteil fällte. Im Kaufhaus fielen Lebensentscheidungen: Pelikan oder Geha? Uhu oder Pritt? Puma oder adidas? Wurde ein Konfirmationsanzug gesucht, dann im Kaufhaus.“ Das alles ist nicht neu – aber Henning Sußebach schreibt es mit der gebotenen Ruhe und Würde, einem Schuss Nostalgie, aber eben auch mit einem Sinn für die neuen Realitäten im Einzelhandel – zu denen auch Sockenhändler im Internet gehören.

Kultur

Die Banalität der Böhsen (Arno Frank bei Spiegel Online, 22.6.): Böse Menschen kommen in die Hölle, die Hölle auf Erden ist bei den Böhsen Onkelz auf dem Konzert. So sieht es zumindest Arno Frank und beschreibt seine Erlebnisse bei einem der Comeback-Konzerte der Onkelz im Sommer am Hockenheimring. Man erfährt von der „Kirmeskapelle aus der Hölle“ (Limp Bizkit), „Deutsche Brüste“ und dem vermutlichen Schlüssel des Onkelz-Erfolges. Und vermeidet es dabei, die Onkelz und ihre Fans pauschal als rechtsradikal zu bezeichnen: „Gewiss ziehen die Onkelz neben anderen Unverstandenen auch Rechtsradikale an. Aber das tut die deutsche Nationalmannschaft auch.“

Medien

Journalismus unter Verdacht (Stefan Niggemeier bei faz.net, 2.11.): Jeder Fehler, den Journalisten machen, wird heute gnadenlos im Internet von jemandem verbessert, der es besser weiß. Das ist gut. Dass es meist Verschwörungstheorien gratis dazu gibt, ist eher unschön. Aber daran – und am Vertrauensverlust generell – sind die Medien selbst nicht unschuldig. Denn es fehlt ihnen an Transparenz. Und an der Fähigkeit zur Selbstkritik. Stattdessen: „Bei der ‚Tagesschau‘ haben sie eine einfache Antwort auf schwere Fragen: die Quote.“

Sport

Das beste journalistische Erzeugnis des Jahres zum Thema Sport war definitiv ein Video:

Gesellschaft

Heute ein fieser Möpp (Dirk Gieselmann im Dummy #45): Dirk Gieselmann, nach eigenen Angaben ein netter Typ, versucht, eine Woche lang ein Arschloch zu sein. Und das ist schwieriger als gedacht, denn: „Bösesein ist nichts für Anfänger.“ Der vielleicht lustigste Text des Jahres.


  1. Insbesondere die von euch, die schon früher meine Blogs gelesen haben 

  2. Beim Blick ins Archiv fällt mir auf, dass das Jahr 2014 nicht so gute Texte hervorgebracht hat wie die Vorjahre – oder ich sie einfach nicht gelesen habe. Also, wenn ihr noch welche kennt: Her mit den Links! 

Immerhin: Schon ein Kommentar zu “Andere Seiten: Die besten Artikel 2014”

  1. Andere Seiten 1/2015 | Matzes Blog sagt dazu:

    […] Andere Seiten: Die besten Artikel 2014 […]

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