Wenn Medien jung sein wollen, dann geht das meist nach hinten los

Donnerstag, 29. Oktober 2015 um 20:31 Uhr; Kategorie Thinking

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Junge Leute lesen kaum noch Zeitung. So einfach ist das. Das wird sich wohl auch nicht mehr ändern, auch wenn sich das manch ein Verleger und viele Journalisten wünschen. Und die jetzt jungen werden auch nicht irgendwann anfangen, regelmäßig Zeitung zu lesen. Zumindest nicht in Massen.

So weit, so einfach, so bekannt. Es gibt ja das Internet. Da ist die Jugend unterwegs. Die Generation Y, die Generation Z, die Generation Hashtag. Wer auch immer das sein soll. Aber selbst dort ist sie schwer zu erreichen. Ihre Infos holen sich die jungen Menschen nämlich nicht mehr ausschließlich bei den großen Medienmarken, sondern auf Youtube, Facebook oder wo auch immer. Für die traditionellen Medienmacher eine verlorene Generation. Zumindest in der Theorie.

Und was macht man dann? Man startet eine eigene Seite, die sich an die Jugend richtet. Oder gleich eine ganze Zeitung, deren Werbeslogan schon eine Beleidigung der Zielgruppe ist, und die nach kürzester Zeit wieder eingestampft wird.

Und da sich die Jugend heutzutage ja nicht mehr konzentrieren kann – ihr wisst schon: Messengernachrichten statt seitenlanger Briefe und Listicles statt dicker Wälzer – bietet man ihnen statt Nachrichten lediglich eine schlechte Buzzfeed-Kopie. Dass die Spiegel-Tochter Bento ein „Portal für Babos“ ist, wie es kurz nach dem Start hieß, ist vielleicht etwas übertrieben. Aber die Stories auf der Seite deuten eher selten darauf hin, dass da jemand lange recherchiert hat (und damit meine ich ausnahmsweise nicht googlen). Wobei: Ins Redigat ist die Zeit auch nicht geflossen.

Das Schlimme ist ja, dass Bento vielleicht noch eine der besser gemachten Jugendseiten ist. Zumindest die mit den relevantesten Stories. Das sind meistens die, die auf der Spiegel-Online-Startseite auftauchen und die jungen Leser, die kein Bento brauchen, dorthin holen (oder so). B.You von der Bild und wie sie alle heißen sind ja noch schlimmer.

Nur ein Gegenbeispiel gibt es noch: jetzt.de. Ursprünglich Beilage der Süddeutschen Zeitung, aus der nach der Einstellung die Neon entstand. Und seit Jahren ein Online-Magazin mit angeschlossener Community und regelmäßiger Zeitungsbeilage. Vielleicht nicht der große Wurf. Aber immerhin ein Medium, das seine Leser ernst nimmt. Die, die ernste Artikel suchen und die, die nur mal kurz entspannen wollen.

Die anderen wollen stattdessen wie Buzzfeed sein. Die revolutionieren jetzt sogar mit Kreuzworträtseln eine der letzten Print-Bastionen. Oder immerhin wie die Vice. Aber trotz aller Versuche sind sie halt nicht so cool(TM) wie die Kollegen dort.

Statt etwas Eigenes zu machen, vielleicht auch einmal neue Wege zu gehen, bleiben sie so meist schlechte Kopien.

Aber vielleicht hoffentlich gehöre ich auch gar nicht mehr zur „Generation Hashtag“. Eines habe ich mit den jungen Leuten (darf ich das mit noch nicht einmal 30 überhaupt schon sagen?) allerdings: Ich komme ganz gut ohne die Jugend-Angebote der großen Verlage aus.

Bei mir steht allerdings weniger YouTube auf dem Programm, dafür die Originale, die Bento und Co. meist mehr schlecht als recht kopieren. Traditionelle Nachrichtenseiten wie Spiegel Online. Und

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